Fixpunkte der organischen Tentakelimitationen: Eine Nudelige Reinterpretation der bronzezeitlichen Plastik aus Nebra

Mein Sohn Hugo und ich haben uns der spirituellen Alternativarchäologie hingegeben. Wirr brrennen für unser Fach!

Eine 1999 in Nebra in Sachsen-Anhalt, seit 2002 als Scheibenwelt*) bekannt, gefundene Bronzescheibe aus der Bronzezeit sorgte in letzter Zeit durch eklatante Fehlinterpretationen für internationale Aufmerksamkeit. Die fast schon demagogische Bezeichnung „Himmelsscheibe“ für das fragliche Objekt begünstigte die Fehlinterpretation. Deshalb bevorzuge ich die schlichte, neutrale Bezeichnung „Mellerteller“, die den derzeitigen Eigentümervertreter würdigt.

Mit der fragwürdigen astronomischen Interpretation lässt sie die jüngeren, ebenfalls astronomisch interpretierten, aber mit vier Exemplaren aus Deutschland und Frankreich schon inflationären, hohen Goldhüte alt aussehen.

„Cône d’Avanton“, 1500-1250 VUZ. (c) CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=353349

UFOlogen und Reichsflugscheibengläubigen kam der Fund gerade recht, weil sie ihn als frühe Reichsflugscheibendarstellung vereinnahmten.

Die Reichsflugscheibe – einer Himmelsscheibe nicht unähnlich. Von Alebo, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2942978
Wenn sie nicht von den Nazis kamen, kamen sie vom Aldebaran. #mussmanwissen.

Dazu fakten diese Häretiker noch das Ereignis von Roswell. Mit dem chronologischen Missgriff erwiesen sie Clark Kent einen Bärendienst und verwiesen ihn und das so wichtige Element Kryptonit ins Reich der Comicmärchen.

Ein in der frühen Bronzezeit aus den Ostalpen in den damaligen Nabel der Welt importierter Bronzegusskuchen, der durch thermische und mechanische Bearbeitung zur Skulptur mutiert war, katapultierte die seit der Bronzezeit etwas in Vergessenheit geratene Provinz Sachsen-Anhalt nicht nur in die Schlagzeilen archäologischer Zeitschriften. Da die fiktive Geschichte des veredelten Gusskuchens schon in dicken Wälzern abgehandelt und von einer mehr oder weniger kompetenten Öffentlichkeit kritiklos akzeptiert wurde, will ich sie nicht wiederholen.

Unsere im Sinne Karl Poppers falsifizierbare, alternative Theorie zur Interpretation, stellen wir hingegen erstmals hier vor:

Während sich die bisherigen Bearbeiter auf die auch im rezenten Goldpreis nicht sehr wertvollen Goldauflagen des Objekts konzentrierten, erkennen wir Gläubigen des FSM dagegen unschwer die interpretativ sträflich vernachlässigten Randlöcher der Scheibe als Fixpunkte der organischen Tentakelimitationen, die leider nicht erhalten blieben. Ihre Anzahl von ca. 40 nimmt die Anzahl der Pastahersteller vorweg, die anlässlich des Weltpastakongresses 1995 den Weltnudeltag, begangen am 25. Oktober, ausgerufen haben. Die alten Völker hatten dies bereits vorhersehen können. Jeder unvoreingenommene Betrachter hat wohl den primären Eindruck eines fröhlichen, zwinkernden Mondgesichts. Damit sind wir schon auf de richtigen Weg zu unserer stichhaltigen Interpretation als frühe Darstellung des FSM.

Den Stielaugen wurden aus produktionstechnischen Gründen die Stiele amputiert, weshalb sie direkt auf der Scheibe sitzen. Der Aufenthaltsort des Monsters wurde, der Einfachheit halber, auf die Oberfläche projiziert und bis auf die Plejaden eine abstrakt willkürliche Sternenhimmeldarstellung gewählt.

Die Plejaden. Links: NASA, ESA, AURA/Caltech, Palomar Observatory, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=7805481. Rechts: Himmelsscheibe von Nebra (Ausschnitt), Dbachmann, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1500795

Bezüglich der Anordnung der Himmelskörper verlassen wir uns auf unsere neue astrologische Interpretation. Beachte: Es handelt sich um überschlagsmäßig 42 solcher Randlöcher! Brauchen Sie noch mehr Beweise?

Die später hinzugefügten Goldbleche belegen den Unverstand der Erben des Abbilds unseres Höchsten. Bekanntermaßen wird das FSM immer mundlos dargestellt. Alle anderen Interpretationen des Objektes sind auch unter dem fragwürdigen Konjunktiv „Es könnte so gewesen sein.“ nicht vertretbar und beweisen lediglich, wie wünschenswert eine Konversion von Archäologen, Astronomen und Piraten zum wahren Glauben an das Fliegende Spaghettimonster ist. Erst der wahre Glaube ermöglicht sinnvolle und dem Evangelium des FSMs konforme wissenschaftliche Interpretation. Häretische Deutungen sind wegen ihrer offensichtlichen katastrophalen Logikmängel zu verwerfen. Das soll natürlich nicht die internationale Bedeutung der Scheibenwelt und ihre gesamteuropäische Position als Zentrum der männermordenden, berittenen Indogermanen aus den östlichen Steppen seit der Bronzezeit schmälern, sondern nur dem FSM, dem das ziemlich egal ist, den Ihm gebührenden Platz zurückgeben.

Ramen,

Pater Hugo und Vater Michael

*) Nicht zu verwechseln mit der weniger bekannten Scheibenwelt Terry Pratchetts.

Titelbild: (c) https://meme.xyz/meme/548/when-you-look-to-the-stars-for-ancient-astrological-wisdom.html

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