Das neue Ordinationsdekret.

Als frisch ordinierter Reverend der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters nütze ich auch einmal dieses Blog. Mein neues Amt will ich mit Verantwortung tragen und daher mein dezentes häusliches Bekenntnis zum Allerhöchsten vorstellen.

Ein zarter Hinweis an der Eingangstür entspricht der vom FSM, Seine Weisheit sei gepriesen, eingeforderten Toleranz. — Selbstverständlich steigert es die Frömmigkeitsdemonstration, wenn Bruder Nikolaus folgend, an der Tür, am besten um Newtons gregorianischen Geburtstag der Schriftzug

20 F*S*M 19

usw. angebracht wird. Der schöne Brauch war mir vor sechs Jahren bei der Aufnahme des Photos noch nicht bekannt, weshalb, dem FSM sei es geklagt, die Tür so nackt wirkt. — Missionare anderer Religionsbekenntnisse konnte ich so schon wortlos nur mit einem freundlichen Lächeln von meinem unerschütterlichen Glauben an das Einzigartige überzeugen und zu einem ebenfalls workargen Abgang animieren.

Der Eingangsbereich, der schon so manche Missionare zu einem wortkargen Abgang animierte.

Der weltweiten religiösen Gepflogenheit, dem oder den verehrten Wesen, einen Ehrenplatz im Wohnbereich einzuräumen, komme ich selbstverständlich nach. Aus rationalen Gründen entschied ich mich sogar für zwei häusliche Erinnerungs- und Gedenkorte. Wichtig ist ein Pastawinkel in der Küche, in dem die noch harten Nudeln ihrer aquathermischen Transformation entgegensehen.

Der Pastawinkel in der Küche.

Die gute Sichtbarkeit verhindert so nebenbei versehentliche freitägliche Diätfehler. Dass Granderwasser zur Zubereitung unserer Kultspeise nicht empfohlen ist, muss ich wohl nicht extra erwähnen. Sein grandioses Erinnerungsvermögen selbst an Dinofaeces lässt sogar den Appetit des hungrigsten, hartgesottensten Piraten schwinden, arrrrrrgh. Wenn im Pastawinkel genügend Platz vorhanden ist, verstärken natürlich Pastatopf und -sieb den Erinnerungseffekt.

Als Hauptort der Verehrung bietet sich das Wohnzimmer an mit seinem Spaghettimonsterwinkel oder kurz und bündig „Adyton monstris spaghettorum“, also dem römischen Fahnenheiligtum entsprechend. Hier können unterschiedliche Motive des Jolly Roger saisonal wechseln. Das FSM lässt uns in seiner Großzügigkeit auch darin freie Wahl. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, so nebenbei sein Ordinationsdekret zu präsenterieren und das nicht so aufdringlich wie Promotionsurkunden in manchen Arztpraxen oder Meisterbriefe in Friseur- oder Metzgerläden.

Als ich unlängst, dem weisen Rat Pater Michaels folgend, nach langer Zeit wieder einmal in die Duschwanne blickte (Ihr wisst: Piraten + Süßwasser = Brrrr), entdeckte ich den Posteingang der letzten fünf Jahre, beginnend mit einer grazil verpackten Liebeserklärung bis zu der lange erwarteten etwas umfangreicheren Sendung eines schwedischen Möbelhauses, die ich rasch zum Regal „Monster“ zusammenfügte.

Der Posteingang.

Erst dann bemerkte ich die von Bobby Henderson persönlich den Fluten überantwortete nicht ganz so voluminöse Flaschenpost mit meinem Ordinationsdekret. Die alte piratische Weisheit „Flaschenpost ist in ihrer Verässlichkeit DHL und den anderen Postdiensten vorzuziehen.“ hatte sich wieder einmal bewahrheitet. Packt Eure Paketdrohnen weg und greift zur Flasche, arrrrrrgh..!

Damit konnte ich hocherfreut endlich die Gestaltung meines Privatheiligtums abschließen. Nützliche Werkzeuge aus dem Piratenalltag, wie Entermesser, Säbel, Pistolen oder Lunten können das Arrangement ergänzen. Auch die Bootsmannspfeife, mit der die Gläubigen zum rituellen Freitagsmahl gerufen werden, hat hier ihren Platz.

Die Bootsmannpfeife.

Die Deponierung der bei Piraten häufigen Ersatzgliedmaßen ist selbstverständlich in ihren Ruhepausen auch möglich. Das Evangelium unseres Propheten Bobby Henderson bleibt gut auffindbar und ist somit dem Versteckspiel in der Bibliothek entzogen und jederzeit für Lesungen zur Hand. Pastafarischer Schmuck aus Schwester Gabriele Kodyms Manufaktur ist bei Absenz eines Tresors oder einer Schatztruhe hier ebenfalls gut aufgehoben.

Pastafarischer Schmuck aus Schwester Gabis Manufaktur

Pastafarisch-piratische Kleidung gehört hingegen in die Garderobe, kann aber ohne das Monster zu verstimmen trotzdem im Monsterwinkel auslüften und sich der Pulver- und Küchenaromen entledigen. Ich überlege noch, ob ich doch statt auf die Bootsmannspfeife auf Wolfgang Illmeyers Nebelhorn zurückgreifen sollte.

Die Platzwahl für das Heiligtum machte keine Mühe, weil mich beim Blick in die Südwestecke des Wohnzimmers regelmäßig der Horror vacui erfasste, während die anderen Winkel gefüllt waren. So nebenbei entspricht die Positionierung über der Feuerstelle, also dem Ofen, der Gepflogenheit der meisten pyromanischen Religionen und natürlich auch unserer aquathermischen Tradition.

Der Blick in die Südwestecke.

Mit einigen Handgriffen war das Gestaltungswerk getan und nicht einmal gute Kenner unserer Religion werden, selbst bei Vollbeflaggung zu Newtons Geburtstagen, nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, den religiösen Inhalt bemerken. Arrrrrgh, dem unvergleichlichen höchsten Spaghettimonster danke ich für die Dezenz, die es mir für diese heikle Aufgabe vermittelt hat, Ramen!

Der Monsterwinkel.

Falls dieser kurze Beitrag zur Bestätigung meiner Blogpräsenz ausreicht, ziehe ich mich für die nächsten zehn Jahre zurück, falls nicht, tu ich es trotzdem und überlasse Beiträge lieber Routiniers wie Pater Michael oder Hugo.

Ade,

Euer Helmut

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