Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Österreich
Von Nudeln, Fleischbällchen und Male Strippers: Eine queerfeministische Analyse der „Gospel of the Flying Spaghetti Monster” unseres Propheten Bobby Henderson (Teil 1)
Verfasst von: Ordensgeschwisterchen Emil Eva Rosina, Gründungsmitglied des feministischen Ordens Les Femmes Farfalle der KdFSM Österreich
Verwiesen wird im ganzen Text auf folgende Ausgabe des Heiligen Textes: Henderson, Bobby: The Gospel of the Flying Spaghetti Monster. New York: HarperCollinsPublishers 2006.
Motivation für diese Textreihe
Es ist hoch an der Zeit, dass die pastafarianische Religionsgemeinschaft sich zusätzlich zu den bereits aktiven Forschenden, die damit beschäftigt sind, die Existenz des Fliegenden Spaghettimonsters wissenschaftlich nachzuweisen, (vgl. 163-211) eine Schriftgelehrtenkaste zulegt, welche die bereits vorhandenen Schriften interpretiert und im Sinne des Nudeligen Monsters zugänglich macht. Das muss nämlich offenbar sein, um als Religion ernstgenommen zu werden, auch wenn wir als undogmatisch Gläubige den anderen Anhänger*innen vollkommen zutrauen würden, den versteckten Wortsinn des Monsters selbstständig zu erfassen.
Den Beginn macht eine Reihe von Analysen der Gospel, die dem breiten Feld des Queerfeminismus zuzuordnen sind. Personen, die sich der LGBTIQA*-Community zuordnen, sowie sogar auch hetero cis Frauen spielen in der offiziellen Repräsentation des Pastafarianismus bedauerlicherweise noch eine untergeordnete Rolle – ein Fakt, der keineswegs durch die reine Glaubenslehre begründet sein kann, da es sich erstens, wie wir sehen werden, bei unserer Lehre um die feministischste Religion ever handelt, und zweitens Sexismus auch in anderen Religionen erstaunlich wenige Anhänger*innen vertreibt. Vielmehr ist als Motivation der vielen heimlichen Anhänger*innen, die keine hetero cis Männer sind, dafür, ihre Religion nicht offen zu leben oder gar zu repräsentieren, zu vermuten, dass eine abzusehende zusätzliche Diskriminierung aufgrund des Glaubens eine Hürde darstellt, wie auch allgemein die Gemeinschaft der Pastafaris aus diesem Grund deutlich größer ist, als allgemein angenommen wird (vgl. 71). Die Schwestern des Ordens Femmes Farfalle wollen mit dieser Themensetzung voranschreiten und anderen Frauen und LGBTIQA*-Personen Mut machen, ihren Glauben offener zu leben.
Ein logisches Argument
Es sei vorweggenommen, dass die folgende Interpretation ausschließlich positiv für die Nudelige Allmächtigkeit und Ihren Propheten ausgehen kann. Die queerfeministiche Unbedenklichkeit muss nicht erst durch eine Detailanalyse bewiesen werden, sondern ist von vornherein gegeben, und zwar nicht etwa durch ein Dogma wie bei rückständigen Religionen (vgl. 37). Vielmehr ist ja geschrieben, dass das Spaghettimonster für „All that is good“ (xiii) und gegen „All that isn’t good“ (ebd.) steht. Queerfeminismus ist gut, Diskriminierung ist nicht gut, also folgt: Die Heiligkeit steht für Queerfeminismus und gegen Diskriminierung von Frauen und LGBTIQA*-Personen. Quod erat demonstrandum.
Warum wir uns dann in der Folge mit einzelnen Textstellen auseinandersetzen? Damit uns nicht in der öffentlichen Meinung mangelnde Kritikfähigkeit und Selbstreflexion vorgeworfen werden.
Versteckter Sinn
An einigen Stellen tätigt Unser Prophet Bobby Henderson Äußerungen, die von einem in religiösen Belangen ungeübten Geist für blanken Sexismus gehalten werden könnten. Selbstverständlich ist in diesen Fällen der Subtext – also das, was die Nudeligkeit damit in verhüllter Form vermitteln will – zur Interpretation heranzuziehen, und nicht etwa das, was wörtlich geschrieben steht. Es darf auch nicht vergessen werden, dass das Spaghettimonster (im Gegensatz zu anderen angeblichen Gottheiten) Humor hat (vgl. 23) und unintelligent ist (vgl. 39-42). Es prüft unseren Glauben zusätzlich durch absichtliche Widersprüche und Fehler (vgl. xi, 82). Insbesondere widersprechen alle scheinbar diskriminierenden Äußerungen dem zweiten „I’d Really Rather You Didn’t”, das besagt: „I’d Really Rather You Didn’t Use My Existence As A Means To Opress, Subjugate […] Be Mean To Others […]”. (99)
Diese Kombination führt dazu, dass im Grunde alles alles bedeuten kann. Wir sollten uns also nicht darauf versteifen, eine scheinbar diskriminierende Bemerkung als solche zu verstehen, sondern diese wahlweise als a) Sarkasmus, b) Unfähigkeit, sich anders auszudrücken, aufgrund von Dummheit oder c) eine Glaubensprüfung auffassen. Dieser Rat sei neben Queerfeminist*innen auch kleinwüchsigen Menschen ans Herz gelegt, die bei oberflächlichem Lesen der Gospel am meisten den Eindruck gewinnen könnten, der Prophet diskriminiere sie. (vgl. xi, 135)
Weiter zu Teil 2: hier.
Es freut mich, dass Du, ganz im Sinne des FSM es sei dafür gepriesen, die leidige Diskussion zwischen Bilologen, hier besonders ein fachlich durchaus schätzenswerter Pflanzenepigenetiker, und Linguisten um die Geschlechterdefinition vermeidest. Ich halte mich als Kulturanthropologe an Tim Taylors Definition als kulturelles Konstrukt. https://sciencev2.orf.at/stories/1709733/index.html Das beweisen schon Kultvertreter alter Religionen, die Frauen zwar die Abhaltung von Gottesdiensten verwehren, aber zu diesem Zweck selbst in Frauenkleider schlüpfen, was besonders bei Bartträgern ausgesprochen apart wirkt.