Wie Halloween entstand

Es war eine finst're und stürmische Nacht
Ein Blitz hinterm Hügel zu Boden kracht
Vom Himmel donnert die göttliche Stimm‘ :
Der Scheiß Gasanzünder ist ja schon wieder hin!
Wie soll man denn derart Spaghetti weichkochen?“
Der Schrecken fuhr tief mir in den innersten Knochen.

„Ehrwürdigstes!“, rief ich, „kann ich behilflich sein?“
„Nein, nein, Dumpfgummi, ich schaff es allein!
Doch mach dich ruhig nützlich und deck mal den Tisch.
Während ich mich schnell unter Erfinder misch.

Es wär doch gelacht, keinen Kerl zu finden,
dem nicht nur Halme von Stroh im Kopf herum winden.
Der soll mir jetzt endlich ein Werkzeug machen,
Mit dem ich es schaffe, ein Feuer entfachen,
Ohne Piepen und Zischen und Klicken und Krachen
Nur einfach Spaghetti und rein in den Rachen!
Verlang ich zu viel? Bin ich etwa ein Drachen?“
War gar nicht so leicht, darauf nicht zu lachen.

„Aber nein, Monsterchen“, sag ich, „bist super lieb!
Ganz sicher hast du nur einen kleinen Hieb.
Es ist ja verständlich, Sachen zu wollen,
Die einem das Leben erleichtern sollen.
Du findest schon wen, der den Anzünder rettet.“
Ihm Kopf hab ich logisch ganz anders gewettet.

ES schwebte von dannen, ich deckte den Tisch
Servietten, Chianti und Käse – ganz frisch –
Zwei Kerzen zwengs der Romantik daneben,
Pfeffer und Salz. Tja, so lässt sich’s leben.

Gäbe es jetzt nur noch endlich Nudeln im Topf
Der Hunger macht mich komplett wuslig im Kopf.
Ich schnapp nach dem Handy, tipp taumelnd hinein:
„Hat wer für mich Feuer? Das wäre echt fein!“
Ich schick es an alle, die flüchtig ich kenn.
Auch an Leut, die nicht mal beim Namen ich nenn.
Es meldet sich niemand, kein Mann und kein Weib.

Und abermals ich eine Message schreib:
„Wehe euch, dass ich hungern muss!
Der Kerl, der Feuer bringt, kriegt von mir einen Kuss.“
Das Handy bleibt stumm und dunkel die Nacht.
Kein Kerl hat sich auf die Socken gemacht.

Und abermals ich aufs Display schmeiß:
„Na gut! Bringt mir Feuer und – ehrlich, kein Scheiß! -
Ich eigenhändig für euch Nudeln mit Sauce koch!
So ein Trip durch den Sturm, der rechnet sich doch,
Es gibt Wein und Gesang und ein Weiberl auch noch.
Und einen goldenen Ring für dein Nasenloch.
(solange der Vorrat reicht. Jetzt reicht er noch.)“

Der Hunger stieg mir zu Kopf, die Not war groß,
Ameisengroß war die Hoffnung bloß.
Da stieg ein Recke vom blechernen Gaul,
Die Haare verwirrt, ein Rauschbart ums Maul,
Das rechte Auge bedeckt mit schwarzem Filz.
Er wirkte als säufe er nur auf der Milz.
Er klopfte mit Holzbein an meine Tür.
Schon wieder so eng wurd‘ die Kehle mir.

Er schrie: „Wo ist mein Wein? Wo bleibt der Gesang!
Küssen will ich dich, Braut, mein Leben lang!
Doch nur, wenn du besser als Muttern kannst kochen!“
Mein Herz hörte vor Schreck auf zu pochen.
„Na ja, das hab ich sicherlich niemals gesagt.
Ich koch nicht schlecht für den, der es wagt,
Meine Spaghetti Diavolo zu probieren.
Die Meisten gehen dann heim auf all‘n Vieren.“

Er schwang seinen Arm, oh Schreck, oh Graus!
Aus dem Ärmel schaute ein Haken heraus!
„Wird schwierig wer'n. Eine Hand, ein Bein:
Mehr hab ich nimmer. Ist das nicht gemein?“

„Was ist denn passiert?“, frag ich durch die Tür.
„Die grausamen Tschick, die raubten sie mir!
Die Ärzte schnitten mir’n Haxen ab, Raucherbein.
Was soll ich dir sagen, ich leb ja allein.
Und nimmt man viel Wein in der Küche zum Würzen,
Dann kann man spätabends beim Würzen auch stürzen.
Und so kam es, dass ich fiel aufs Gesicht.
Das Aug war hin, die Hand war ab – a bleede G’schicht.“

In mir regte sich Mitleid, die Träne quoll.
Sofort ich ihn in mein Kämmerlein hol.
"Setz dich nieder, Pirat, kriegst ein Glaserl Wein.
Und ein feiner Topf Nudeln soll dein Herz erfreu‘n.
Aber sag mir zuvor, dass du Streichhölzer hast!
Denn dieser Ofen hier, der ist ein Gfrast.
Er braucht einen Funken, um zu erblüh’n.“
Der Recke sagt trocken: „Das krieg ma scho hin!“
Er öffnet den Hahn, er zückt seinen Haken,
Holt ein Zippo glänzend wie Gold aus der Jacken.
Als die Flamme züngelt, er guttural grunzt:
„Da hammas. Was Papa macht, funzt!“

Die Nüdelchen blubbern, die Sauce wallt.
Eine wilde Stimme durch die Steppe hallt:
„Fixlaudern und Himmel und Arsch und Zwirn!
Hat das Mensch denn überhaupt nix im Hirn?
Dumpfgummi! Kannst nicht warten mi’n Kochen,
bis ich wieder bin in die Stube gekrochen?“

„Immer rein, liebes Monster, in unser’n Palast!
Du wirst es nicht fassen, mir ham einen Gast.
Der Klausi hat uns ein Zippo gebracht.
Ich bewirte ihn deshalb in samtiger Nacht.“
„Zippo? Was soll’n das wieder sein?“
„Ein Sturmfeuerzeug, schau mal, wie fein!“

Das Spaghettimonster beäugelt das Ding,
Ich währenddessen für den Klausi sing.
Wir trinken Bruderschaft zu nachtschlafender Zeit.
Noch nie im Leben hat mich was so gefreut.

Seit diesem Tag – das ist wohl bekannt
Nicht nur bei uns, sondern in jedem Land.
Sind Piraten und das Monster dicke Freund.
Es kann kein Guater sein, der da nicht weint!

 

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