Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters Österreich
~ Stellinus‘ Gemeindebriefe ~ No.2 ~ Betreff: Was ist im Pastafaritum „heilig“?
Absender: Schwester.Midolline<Arrgh>KdFSMBerndorf.at Empfänger: FAQ-Stellinus<Arrgh>FAQ-FSM.de
Betreff: Was ist im Pastafaritum „heilig“?
Arrgh und Moin Moin, Pastafari!
Vor einigen Monaten trafen sich bei einem beliebten Nudel-Dealer einige Berndorfer in geselliger Runde, um der Leere der Lehre des Atheismus zu entkommen. In hitziger Diskussion wurden Religionen und Weltanschauungen vorgestellt, verteidigt oder verworfen. Letztendlich stellte unsere Schwester Farfalle Natalie die Religion des Fliegenden Spaghettimonsters vor, die sie auf einer Reise in ferne Länder kennen und lieben gelernt hat. Von Seinen Nudeligen Anhängseln berührt, bekannten sich fast alle anwesenden Nudelliebhaber sofort als Anhänger des Nudeligen Monsters.
Damit ward die Gründung unserer Nudeligen Gemeinde für Berndorf und Umgebung vollendet. Seither führen wir ein aktives und spirituell ausgeglichenes Piratenleben. Wir treffen uns nun regelmäßig in unterschiedlichen Pasta-Tempeln und halten dort unsere Nudelmessen mit Kohlenhydraten, Bier und Diskussionen ab.
Eines dieser Treffen führte uns nun zu folgenden Fragen, die wir dir stellen wollen: Was ist in unserem pastafarischen Glauben heilig? Gibt es das Konzept der Heiligkeit bei uns überhaupt?
Arrgh,
Eure Berndorfer Pastafari
Antwort von FAQ-Stellinus<Arrgh>FAQ-FSM.de
Arrgh liebe Berndorfer!
Auch wir haben lange im Evangelium des FSM unseres Propheten Bobby Henderson nach Hinweisen zu diesem doch so wichtigen Thema gesucht. Leider konnten auch wir keine Erleuchtung im Evangelium finden.
Sehen wir uns erst einmal an, was Wikipedia dazu zu sagen hat:
„Heilig (lat. sacer), daher in wissenschaftlicher Literatur und im Duden als sakral benannt, bezeichnet etwas Besonderes, Verehrungswürdiges und stammt wortgeschichtlich von Heil ab, was sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet (vgl. englisch holy, „heilig“ – von whole). Im allgemeinen Sprachgebrauch ist heilig ein im Zusammenhang mit Religion gebrauchter Begriff mit der zugedachten Bedeutung „einer Sphäre des Göttlichen, Vollkommenen oder Absoluten angehörig“, so etwa bei dem Heiligen Geist, heiligen Schriften, den Heiligen, heiligen Orten oder heiligen Gegenständen. Teilweise gleichbedeutend wird das Fremdwort sakral gebraucht, auch als Gegensatz zu profan (weltlich).“
Im Evangelium nach Bobby taucht der Begriff „Heilig“ nur im Kapitel „Die Heilige Nudel“ auf. Hier wird die Schöpfungsgeschichte erklärt. Alle anderen Erwähnungen beziehen sich nur auf andere Religionen.
Die Acht Am Liebsten Wäre Mirs (ALWMs) geben weitere Hinweise:
I. Am Liebsten Wäre Mir, wenn ihr euch nicht wie frömmlerische, selbstgerechte Esel benehmen könntet, sobald ihr Meine Nudelige Göttlichkeit beschreibt. Falls manche Leute nicht an mich glauben, ist das okay. Ehrlich. So eitel bin Ich nicht. Außerdem: Um die geht es gar nicht, also bleibt beim Thema.
II. Am Liebsten Wäre Mir, wenn ihr Meine Existenz nicht benutzt zur Unterdrückung, Unterwerfung, Bestrafung, Entleibung und/ oder um zu anderen gemein zu sein. Ich brauche keine Opfer, und Reinheit ist etwas für Bier und Trinkwasser, nicht für Menschen.
(aus Henderson, Bobby. Das Evangelium des fliegenden Spaghettimonsters, German Edition, S.112. Manhattan. Kindle-Version.)
Der Sinn dieser ALWMs kann gedeutet werden:
„Heilig – unheilig? Rein – unrein?“, dies sind im Zusammenhang mit dem FSM vollkommen irrelevante Unterscheidungen!
Führen wir nun einmal ein kleines Gedankenexperiment durch: Wir nehmen an, dass das Nudelwasser für die in der Nudelmesse verwendeten Nudeln „heilig“ wäre. (Per Definition und Sprachgebrauch kann etwas nur heilig oder unheilig sein. „Ein wenig heilig“ geht ebenso wenig wie „ein wenig schwanger“!)
Bei einem Nudelmahl in der Nudelmesse würde nun ein Becher mit „heiligem“ Nudelwasser verwendet. Mit dem „heiligen“ Nudelwasser würde die „Heiligkeit“ (Was auch immer das sein mag!) auf den Pastafari übertragen. Wir hätten nun „heiliges“ Nudelwasser, einen „heiligen“ Pastafari und ein „heiliges“ Nudelwassergefäß, denn auch dieses wäre vom „heiligen Nudelwasser“ berührt.
Würde nun der Rest des Nudelwassers ausgegossen, so wäre der Ausguss ebenfalls „heilig“ und natürlich auch die Kanalisation, durch die das „heilige“ Nudelwasser fließt. Im Weiteren würden dann auch die Kläranlage, der aufnehmende Fluss, das aufnehmende Meer und die aus dem Meer aufsteigenden Wolken „heilig“. Diese Wolken würden dann natürlich „heiligen“ Regen auf die Welt regnen. Nach der homöopathischen Lehre wäre die Heiligkeit dieses Regens durch die Verdünnung sogar ins fast Unendliche gesteigert!
Die Folge: Nach kurzer Zeit ist die gesamte Erde heilig! Eine wirklich skurrile Idee; denn damit verliert dann die Unterscheidung „heilig – unheilig“ vollkommen den Sinn.
Darüber hinaus wird der Begriff „heilig“ in fast allen Religionen dazu genutzt, sich selbst und seine Ansichten, Gebäude und Gebräuche zu erhöhen und unangreifbar zu machen. Wer immer wagt, „Heiliges“ anzugreifen, gilt als Ketzer und darf von den Gläubigen verfolgt werden. Siehe Mohammed-Karikaturen oder die christlichen „Ketzer“ des Mittelalters wie Giordano Bruno.
All diese Überlegungen führen uns dahin, dass dem Sinn der ALWMs I und II klar widersprochen wird. Daher hat „Heiligkeit“ im pastafarianischen Glauben keinen Platz!
Unser liebes Monster sieht also in unserem Glauben keine Notwendigkeit für heilige Dinge, Rituale oder Menschen!
Wir Pastafari brauchen dann so etwas wie „Heiligkeit“ nicht, denn wir tragen den rechten Glauben im Herrrzen!
RAmen
Euer Bruder Stellinus
Übrigens: Andere Religionen stehen wirklich vor dem Problem, mit religiösen, d.h. magischen, Handlungen die „Heiligkeit“ von Objekten wieder zu entfernen. Mit „magischen Handlungen“ wird eine Fähigkeit eines Gottes nachgeahmt – also ein Stück Brot in den „Leib Christi“ zu transformieren. Der inverse Effekt ist in solchen Fällen anzuwenden: Stellt euch vor, die Hostie landet auf dem Fußboden, nicht im Mund. Oder der Priester schüttet versehentlich etwas Messwein auf das Altartuch oder die heiligen Öle riechen plötzlich irgendwie ranzig. Soll man das alles einfach in den Müll oder die Kanalisation entsorgen?
„Das ist ja der „Leib Christi“ bzw. das „Blut Christi!“
Deshalb hat die katholische Kirche mit dem Sakrarium eine Art „heiligen Ausguss“ geschaffen. Dies ist eine Öffnung im Boden der Kirche oder der Sakristei, die direkt ins Erdreich führt. Die Erde unterhalb des Kirchengebäudes gilt durch die Kirchweihe als „heilig“; somit wird sie als geeigneter Ort betrachtet, um die Materialien würdig zu entsorgen. Der „Leib Christi“ wird vor der Entsorgung von einem Magier (Priester oder Diakone, niemals ein einfacher Gläubiger) in Wasser ganz, ganz langsam aufgelöst bzw. das „kostbare Blut“ muss mit viel DHMO verdünnt werden, erst dann wird es dadurch wieder zu Brot und Wasser.
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*) Aus datenrechtlichen Gründen sind Kontaktinformationen pseudonymisiert.
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