Zur Nudel berufen

Ich bin im römisch-katholischen Österreich geboren worden. Ich bin ein 1970er Jahrgang und daher noch in einer Zeit der „heilen christlichen Welt“ aufgewachsen. Es wurde nicht in Frage gestellt, ob ich den Religionsunterricht besuche oder nicht. Jeder ging dorthin, das hatte man damals einfach so.


Und dann begann die Indoktrinierung: DU SOLLST NICHT…., DU DARFST NICHT….., DU MUSST…., sonst geschieht was ganz was Schlimmes.

Aber du darfst natürlich auch zu Gott beten, verstehst du DU DARFST! Eigentlich immer, ob du nun willst oder nicht. Frag nicht, tu es einfach, sonst….. Denn Gott, das ist dieser selten coole Typ irgendwo da oben…“

Im Weltall?“

Frag nicht so dumm und stör den Unterricht nicht! … und dem kannst du all deine Sorgen aufladen und all deine Wünsche nennen und einmal im Jahr, zu Weihnachten, schreibst dem Christkind dann alles noch einmal schön auf, für die Akten.“

Pfau, voll lässig! Ich hab‘ Probleme – Direktor Gott kümmert sich darum. Ich hab‘ Wünsche – Direktor Gott erfüllt mir die. Geniales System, da spiel ich mal ein Runde mit. Nach einiger Zeit vermisste ich jedoch die Erfüllung meiner gen Himmel oder gen Weltall, wie man es sehen mag, geschickten Ansuchen.

Warum ist das so?“, erfolgte die Frage an die Religionslehrerin.

Na so einfach geht das nicht. Von nix kommt nix. Du musst schon was dafür tun, wennst was willst.“ Verwirrung machte sich bei mir breit.

Was denn? Ich stelle doch schon Anträge! Soll ich das jetzt alles noch schriftlich machen?“

Und dann wieder die Standardantwort: „Frag nicht so dumm und stör den Unterricht nicht!“

Da hab ich mir dann die ganze Sache noch einmal überlegt. Das System ’sag mir ruhig wenn du was willst, ich kümmere mich eh nicht darum, wenn du dich nicht selbst darum kümmerst‘ hatte in meiner Sicht irgendwie eine Schieflage. Warum dann noch eine zweite Meinung einholen, wenn ich mich sowieso um alles selbst kümmern muss? Gut, Kirche, Glaube, Religion ist vorerst einmal abgeschafft.

Es folgte eine lange Zeit des Dürstens nach geistiger Leitung. Doch die Leitung blieb still. Bis zum glorreichen Tage, als ich vom FSM erfuhr.

Eine heilige Nudel? Das klingt gut. Das schau ich mir mal an.“

Gesagt, getan. Ich las mich in den Glauben des Fliegenden Spaghetti-Monsters ein. Eine Gemeinschaft, welche die Piraten als höchste evolutionäre Stufe betrachtet. Das erinnerte mich wieder an eines meiner liebsten Spiele in der Jugend.

Für den Amiga 500 – Monkey Island.

Der Gassenschlager „Grog, Grog, Grog!“ gefiel mir damals schon sehr gut. Und gesungen wurde der von einem Haufen lustiger Piraten. Ergo: Piraten sind cool! Deal! Dann kommt noch dazu, dass es keine Bevormundungen gibt. Wieder cool! Deal! Und außerdem: Das FSM verspricht nichts Unerreichbares oder Unglaubliches. COOL! DEAL!

Das FSM hält, was es (nicht) verspricht: Es gibt Nudeln bis zum Umfallen! Ich liebe Nudeln! Aglio et olio, alla panna, carbonara, mit Fleischbällchen, con pesto, …. ad infinitum. Die Möglichkeiten sind schier unbegrenzt. Sofort begann ich, mich dem neuen geistigen Leitfaden hinzugeben. Ich frönte dem Genuss von Nudeln in jedweder Form und Menge.

Natürlich kannst du noch einen Teller voll haben“, denn das FSM ist nicht geizig. Na gut, auch hier muss ich mir die Nudeln selber kochen. Aber wenigstens erhalte ich ein greif- und schmeckbares Ergebnis. Nicht nur so Luftgebilde, wie bei den Katholiken.

Und außerdem: Frauen stehen auf Piraten, vergesst das nicht!

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(c) https://pixabay.com

Findet ihr auch, dass das ein valider Grund ist, sich seinen Glauben zu wählen?

In schmackhafter Zusammenarbeit mit: chefkoch.de; guteküche.at; ichkoche.at; monkeyislandinside.de;

Titelbild: (c) www.venganza.org

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