Ich kam in den 1970ern im ländlichen Ostösterreich zur Welt. In anderen Gegenden der Erde kannte man damals angeblich schon den Atheismus oder zumindest andere Religionen als die Katholische (z. B. den Diskordianismus, das IPU, den Teapotismus, …), aber in meinem Heimatdorf noch nicht. Um ehrlich zu sein: Heute noch nicht. Dort ist die Welt noch, wie sie immer schon war. Ich ging dort in die Volks- und Hauptschule, die fest in den Händen der Kirche waren und sind: Monokonfessioneller Religionsunterricht, Kruzifixe in jedem Schulraum, Messen am Beginn und am Ende des Schuljahres, etc. Erst kürzlich war ich in meiner alten Hauptschule zum Klassentreffen und erst recht ist jetzt in jedem Klassenraum ein Kruzifix angebracht. Happy 3. Jahrtausend!

Ich war Zwangskatholik, so wie beinahe jeder andere Österreicher auch.

Geglaubt habe ich das alles, was man über Jesus, Bibel und Co so in der Schule aufgetischt bekam, nicht, niemals. Aber ich wusste nicht, dass man das auch nicht muss. War ich ein illegaler Nichtgläubiger? Ich musste wohl oder übel mitspielen. Als ich in die Pubertät kam, habe ich mich von der aufgedrängten katholischen Weltsicht und Tradition endlich lösen können. Klar hatte ich auch einige coole Religionslehrer – aber deren Coolness hatte nichts mit deren (vorgeblichem) Glauben zu tun. Als ich dann in die große Stadt Wien zum Studieren ging, änderte sich viel. Ich konnte das werden was ich damals sein wollte – ein Atheist. Ja, als ich jung und dumm war, wurde ich zum Atheisten. Ich verneinte die Existenz aller Gottheiten, auch die des Nudeligen Monsters! Heute ist mir diese Jugendsünde äußerst peinlich. (Nichts gegen Atheisten – ich mag sie!) Ich kann mich noch erinnern, dass ich auch mal versuchte, Buddhist zu werden. Jedoch hat mir diese Lehre auch gar nicht zugesagt.

Wie ich Pastafari wurde

Nach meinem Studium ging ich nach Deutschland. Als im Heiligen Jahr 2005 die Große Offenbarung unseres physikalischen Propheten Bobby (Geheiligt sei Sein Name und Friede sei mit Ihm) endlich Erleuchtung, Erkenntnis, Glück und Erlösung über die Erde brachte, war ich immer noch hardcoremäßiger Atheist und dachte: Wozu denn bitte noch eine Religion. Wir haben doch bitte eh schon so viele endgültige und unumstößliche Wahrheiten, die sich eh schon alle widersprechen und sich bis aufs Blut gegenseitig bekämpfen. Es dauerte eine Weile, bis mich des Monsters Nudelige Anhängsel ergriffen haben, in mich eingefahren sind und mir die nötige Demut, Einsicht und den rechten Glauben brachten. Ramen, ich bin nun seit einigen Jahren wieder gläubig! Ich bin sehr froh, nach so langer Zeit als Atheist wieder glauben zu können. Was wäre denn ein Mensch ohne einen Glauben?

Wie ich Online-Priester wurde

Nach zehn Jahren Deutschland kam ich geläutert und erleuchtet nach Österreich zurück. Erst in der alten Heimat eröffnete ich ein Facebook-Profil und begann, als Online-Priester und Seelsorger ehrenamtlich zu arbeiten. Wie ein jeder weiß, kann der Prophet im eigenen Land kein Prophet werden … Ich predige seither über die weite Welt der Wissenschaften und über das gottgütige Nudelige Monster. Es ist aber auch notwending, das eine oder andere Wort über die Greueltaten und über die logischen Fehlschlüsse aller althergebrachten Religionen, esoterischer, politischer und anderer Narren und Fanatiker zu verlieren.

Homöopathen, Energetiker und andere Placebokapitalisten

Ein weiteres Lieblingsthema meiner ist die Religion der Homöopathen. Diese falschen Propheten haben es schon vor vielen Jahrzehnten geschafft, ihre zuckersüßen Gebetsutensilien erfolgreich in Apotheken, also in den Tempeln der Wissenschaften, zu Geld machen zu dürfen. Was für ein Frevel gegenüber der Wissenschaftlichkeit! Aber ApothekerInnen sind generell sehr anfällig für Humbug. Und als ein wilder Energetiker 95.000 Euro erhielt, um um das Krankenhaus Nord einen spirituellen Energieschutzring zu errichten, ging mir die Hutschnur, die mein Piratenhut gar nicht hat, ein Bisschen hoch. Meine Facebook-Seite Initiative Wissenschaft als Maßstab – kein Gewerbeschein für Humbug kümmert sich seither vermehrt um die Wirtschaftskammer Österreich, die mit ihren Human- und Tierenergetikern den Esoterikblödsinn markttechnisch etabliert hat. Humbug und Geld stinken nicht.

Der säkulare Staat

Unser moderner Staat, sei es Österreich, sei es Deutschland, ist in vielen pseudowissenschaftlichen, voraufklärerischen und irren und wirren Traditionen, Religionen und anderen Heilslehren verhaftet. Was man früher noch als eine Sekte bezeichnet hat, ist heute bereits eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Das, was ein Placebo ist, wird als Allheilmittel angepriesen und wird per Gesetz mit einer Wirksamkeit ausgezeichnet. Schwurbler und Scharlatane haben einen offiziellen Berufsstatus erhalten. Es sieht schlecht aus für die Wissenschaftlichkeit. Die Aufklärung hat bei uns in Mitteleuropa keine Lobby. Aber verzaget nicht, das Nudelige Monster ist gekommen, um uns Mut zu machen!

So predige ich nach dem Motto:

Der Staat hat jede Religion,
jede Heilslehre,
jedes Weltbild
ob frei erfunden
oder frei erfunden,
gleich zu behandeln.

Ramen.

Menschen dieser Erde, ich frage Euch: Wie schaut es bei euch aus? Wie, was, warum glaubt Ihr (nicht)? Ein jeder, der auf diese Fragen eine Antwort hat, ist eingeladen, sie hier niederzuschreiben!

Titelbild: (c) https://www.venganza.org/2009/08/fsm-prayer

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gabykodym
5 Jahre zuvor

Lieber Michi, sollten wir eines Tages eine Sequel zum „Evangelium des Heiligen Spaghettimonsters“ schreiben, dann bin ich dafür, dass du das ausformulierst. Du bist von Seinen Nudligen Anhängsel wahrlich inspiriert. … Innudlisiert… Inhängselisiert.

Ewald
Ewald
5 Jahre zuvor

Also ich bin der Meinung dass du überlegen solltest wieder ein Atheist zu werden. Vielleicht funktioniert’s dann mit der Logik wieder besser!
Warum ich nicht glaube? Schräge Frage! Ich glaube nicht. Ander formuliert: Mein Glaube existiert nicht. Wie um alles in der Welt kann man nur nach dem Grund für die Nichtexistenz von etwas Fragen!!!!
Die Religiösen sollten einen Grund haben, ich brauche das nicht.

Also: warum glaubst du?

Sven
Sven
1 Jahr zuvor

Ich bin zufällig beim googeln nach Teapotismus hierher gekommen. Ist das denn ernst gemeint, dass man wirklich glaubt als pastafari? Ich dachte, das wäre eine Parodiereligion. Ich selbst, hatte in meiner Jugend kein Problem mit dem Christentum. Aber im Alter von etwa 30j reichte die Religion nicht mehr aus, meine Fragen zu beantworten. Nach etwas Beschäftigung mit Philosophie bin ich dann zum Buddhismus gekommen und auch geblieben. Schade, dass dir der Buddhismus nicht zusagt (das ist auch in Ordnung, sollte jede*r für sich selbst entscheiden). Zumindest würde er die Frage beantworten, was ein Mensch ohne Glauben wäre: Um den Weg… Weiterlesen »

Bonafide
Bonafide
1 Jahr zuvor
Reply to  Sven

„Religion ist die Kultur des Glaubens, Wissenschaft ist die Kultur des Zweifelns.“ PS: Wir sind beides 😜 In der Anmerkung zum Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters sagt unser Prophet: „Aufmerksame Leser werden im Text zahlreiche Lücken und Widersprüche finden; vielleicht sogar dreiste Lügen und Übertreibungen“ In seiner unendlichen Weisheit sagt er uns aber nicht, wo sich diese Lücken und Widersprüche, diese Lügen und Überteibungen finden. Deshalb sind wir bei allem zum Zweifel verpflichtet, woraus sich drei Schlussfolgerungen ergeben: Wir dulden keine Dogmen. Wir sind die einzig wissenschaftliche Religion. Wir sollten uns für den überaus unwahrscheinlichen, aber nicht völlig auszuschließenden Fall, unser… Weiterlesen »

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