The Story of my Führerschein (Teil 1 & 2)

Links: abgelehnt. Rechts: Verfahren in Schwebe.

Ramen, meine Kinder!

Nachdem Bruder W. vor Gericht keinen Erfolg erzielen konnte, habe auch ich mich dazu hinreißen lassen, meine tiefe Religiösität und Spiritualität amtlich und somit öffentlich verfügbar zu machen. Als Priester muss man das ja auch, eigentlich.

Teil 2

Am Heiligen Frreitag, dem 12. April, war ich zu einem Gespräch bei der Dame vom Amt geladen, nachdem mein erstes Foto, mit einem großen Heiligen Nudelsieb, abgelehnt wurde (siehe unten). Zur Sicherheit nahm ich ein neues Foto, mit einem etwas kleineren Heiligen Nudelsieb, mit.

Die Dame war höchst aufgeschlossen und sachlich korrekt, ja persönlich sogar wohlwollend unserem Glauben gegenüber eingestellt. Doch ihre amtlichen Pflichten vergaß sie nicht. Sie kann es nicht, so ist das. Sie bot mir an, eine schriftliche Stellungnahme per elektronischer Post einzusenden, worauf man dann erneut zu reagieren trachte. Ich bedankte mich für das überaus positive Angebot. Zuletzt fragte ich noch, ob ich bei anderen Ämtern in Österreich auch meinen Führerschein beantragen könne. JA, dies ist, unabhängig vom Wohnort, überall möglich! Dafür müsste ich aber den momentanen Antrag zurückziehen. Wir beschlossen, das neue Foto dem aktuellen Antrag hinzuzufügen, wer weiss, vielleicht kann er ja doch noch angenommen werden.

Meine lieben Gläubigen! Ich bitte Euch hiermit um ein paar Textbausteine, die unseren Nudeligen Glauben ins rrechte Licht rrrücken, die ich in der Email dann verwenden kann.

Vielen Dank und Ramen,
Hochwürden Jachan

Was bisher geschah (Teil 1)

Schritt01: Nudelsieb kaufen. Es ist gar nicht so leicht, im Bielefeld Österreichs schöne Siebe zu finden.
Schritt02: Biometrische Fotos machen lassen. Die Assistentin der Fotografin war höchst belustigt und sehr interessiert an meinem Vorhaben. Ich erklärte ihr meine Absichten, welche sie zustimmed kommentierte. Als ich ihr anbot, dass meine Religion einen jeden für 30 Tage aufnimmt, sodass man sich dafür entscheiden kann (wonach die alte Religion einen gern wieder zurücknimmt, falls nötig), meinte sie, sie habe schon. Sie meinte, dass ich Bescheid geben solle, wie das Verfahren ausgehen werde.
Schritt03: Führerschein mit Nudelsiebfoto beantragen. Ich marschierte zum Amt und eine resolute Schreibkraft war not at all amused, als ich ihr mein Foto mit dem großen Nudelsieb rüberschob. Ohne Worte hob sie es hoch, zeigte es ihrer Kollegin und in aller Stille lagen die Worte in der Luft: Schon wieder so ein Spinner. Sie meinte, dass das nicht ginge, woraufhin ich entgegnete, dass auch andere Menschen mit anderen religiösen Kopfbedeckungen ihre Führerscheinfotos so genehmigt bekommen. Selbst einige Pastafari haben ihr Nudelsieb genehmigt bekommen. Sie meinte, dass das nur aus religiösen Gründen gehe, worauf ich ihr meinen Mitgliedsausweis des Pastafarianischen Vereins Österreich (der, zugegeben, bisher nur ein Verein ist) gab. Fast ohne Worte kopierte sie ihn und fügte ihn dem Antrag hinzu. Sie sagte noch, dass ich 49,5 Euro zu zahlen habe. Ohne Worte bis auf ein Grüss Gott ging diese Amtshandlung zu Ende.

Schritt04: Das Empfangen eines blauen Briefes.

Schritt05: Amtshilfe einfordern. Nach einer Beratschlagung mit Vater Hugo kamen wir auf die Idee, unseren (schwarzen) Bezirkshauptmann um Hilfe anzuflehen:

Sehr geehrter Herr Hofrat!

Mein Name ist Dr. Michael Jachan und ich möchte mich mit einer religiösen Anfrage an Sie persönlich richten. Ich gehöre den Pastafari, einer relativ neuen Religion, an. Mein Glaubensbruder Niko Alm hat den Brauch entwickelt, sich ein Nudelsieb als religiöse Kopfbedeckung zu wählen. Da es in Österreich erlaubt ist, religiöse Kopfbedeckungen auf Fotos für Lichtbildausweise zu tragen, hat er im Jahre 2008 einen Führerschein mit einem entsprechenden Foto beantragt und auch bewilligt bekommen. Einige weitere Mitglieder meiner Religion konnten ebenfalls einen Führerschein mit einem religiös motivierten Foto erhalten, so wie es in anderen Glaubensgemeinschaften auch üblich ist.

Jedoch haben sich in letzter Zeit Ablehnungen von unseren religiösen Fotos bei der Beantragung von Führerscheinen gehäuft. Ich habe letzte Woche bei der LPD NÖ meinen neuen Führerschein beantragt und habe einen Bescheid erhalten, dass das Foto mit meiner religiösen Kopfbedeckung nicht den Anforderungen des § 2 Abs. 1 lit. h FSG-Durchführungsverordnung entspreche (Zahl 19/111079). Jedoch habe ich darauf geachtet, auf dem Foto mein Gesicht frei zu halten, wie es auch bei Fotos mit allen anderen religiösen Kopfbedeckungen gefordert wird.

In Tirol wurden Führerscheine mit pastafarianischer Kopfbedeckung problemlos bewilligt, im Burgenland auch. Lediglich im überbürokratischen Wien gab es in letzter Zeit Ablehnungen. Mir ist schon klar, dass Sie mit wichtigeren Dingen gestresst sind. Mir liegt aber viel an meinem religiösen Bekenntnis. Gerade Niederösterreich, das sich in den letzten Jahren fortschrittlich profiliert hat, könnte hier ein medienwirksames Zeichen setzen und eine positive Erledigung erwirken.

Vielen Dank für Ihre Hilfe und beste Grüße,
Dr. Michael Jachan

Reaktion: null.

Schritt06: Ein weiteres Foto mit einem kleineren Nudelsieb erzeugen. Die Assistentin der Fotografin erkannte mich gleich wieder. Wir hatten nochmals ein nettes Gespräch.

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distomer
5 Jahre zuvor

Wir machen also schon Fortschritte bei der Sensibilität gegenüber religiösen Gefühlen… Zu meiner Zeit wurde das Sieb amtlich noch als PASSIERSIEB bezeichnet *schauder*

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