Wallfahrt aus Pusztafarischer Sicht

Bruder Michael hat euch in den letzten Tagen mit Bildern überschüttet. Ich, Pusztafaria, künde euch nun meinen Eindruck aus spiritueller Sicht:

Der Tag der Anreise ist anstrengend und die Nacht für mich sehr bewegend (wegen Flottem Pomodoro, ich berichtete ja schon…). Aber am kommenden Tag ist die Luft frisch und ich weiß, dass Großes vor uns liegt:

Wir erklimmen den Vulkan und suchen nach weiteren Zeichen, die uns das Allerheiligste (Es sei gepriesen!) am Weg hinterlassen hat. Lange müssen wir nicht darauf warten: Eine Inschrift, gehauen in Vulkanstein….

…. und wenn wir genau schauen, sehen wir im Hintergrund, in inniger Verknüpfung mit der Versprechung auf BIER !!! …. Ja! Ein fernöstliches Piratenschiff:

Wir sind am richtigen Pfad! Ehrfürchtig setzen wir unseren Weg fort. Die Luft wird schlecht, Schnitzelfett und Knoblauchdunst bilden übelriechende Schwaden, so dicht, dass es den Atem verschlägt und jeder Schritt zur Qual wird. Jedes zweite Haus eine Spelunke, in der vermutlich andere Piraten biwakieren. Dennoch lassen wir den Mut niemals sinken.

Es ist vollbracht: Der Aufstieg ist geschafft. Hier ist die Luft klar und rein, und wir erstarren ehrfürchtig, denn:

Das ist er, der Biervulkan. Von außen etwas nüchterner als wir erwartet haben. Aber wir sind auf Wunder vorbereitet. Drin werden wir von bereits glückseligen Feiernden freudig aufgenommen. Wir bereiten uns betend auf unsere erste, Heilige Gabe vor. Wir dürfen aus mehreren Sorten Bier wählen, und Bruder Erik rät uns zum Pale Ale. Mein erstes Bier! Jemals!

Bliachchch!!! Mir wird schnell klar, ich feiere entweder von nun an die Ewigkeit unter dem Hopfenlimonaden-Vulkan oder rekonvertiere zum Christentum. Jedenfalls erfüllt mich das garstig bittere Zeug nach all den Entbehrungen mit innerer Zufriedenheit und neuer Zuversicht, dass wir die letzte, große Prüfung bestehen werden: Den Abstieg in den Vulkan, wo wir uns den Ängsten und Nöten stellen.

Bruder Michael und Wolf_I basteln Pi**el-Bilder, hihihi:

was aus pusztafarischer Perspektive so aussieht:

 

****

Am nächsten Tag steht bereits am Morgen der Himmel auf Drama. Wir sind gewiss: Das Monster will uns nun prüfen. Unsere Herbergsgeberin warnt uns vor dem grauen Gewölk und empfiehlt uns Maria Laach im Nachbarort. Angeblich werden Räume gezeigt, die sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Ich muss im Schmerz die Augen zuzwicken, denn ich will mir gar nicht vorstellen, welche Räume der Christenmönche das wohl sein könnten.

Aber den Kopf gesammelt nun, denn es geht ins Herz des Vulkans heute. Wegen des Seniorenanteils in der Gruppe dürfen wir den steinigen, gefährlichen Weg im Aufzug hinter uns bringen. Huuuu!

Oh Graus! Es ist kalt und klamm hier, dunkel und – trotz der großen Gruppe, in der wir uns in die Tiefe wagen – von tiefster Einsamkeit geprägt. Auch wenn die nette Piratin, die uns herumführt, beteuert, die Kälte muss wegen dem untergärigen Bier so sein, drängt mein Herz hinauf an die Oberfläche.

Der Pfad hier im Dunkel, rutschig, eng, unwegsam, macht mir Angst, ich könne mir beide Beine brechen. Der Müll (!), der aus geschlagenen Schächten auf uns einstürzt, müffelt nicht ganz so schlimm wie der Odem der Wiener Müllabfuhr, aber zumindest den Hauch einer Zumutung füllt die Lungen. Endlich, nach fünf sexistischen Witzen über die Ehe, die einander an Geschmacklosigkeit zu überbieten suchen (aus dem Mund einer Frau!!!) ist das Ende der Unterwelt erreicht. Blinde Flucht treibt uns an… GRUPPENFOTO, HERST ! Den Feigsten (keine Namen werden an dieser Stelle preis gegeben) müssen wir schon aus dem Aufzug kletzeln.

Zurück an der Oberfläche küsst uns picksüße, warme Luft, die wir zuvor noch so kühl empfunden haben. Erst jetzt wissen wir das spärlich, graue Licht wirklich zu schätzen. Die Welt hat uns wieder! Das Monster war uns gnädig und entließ uns voller Huld aus dem Bauch des Vulkans!

Wir nehmen in der geselligen Runde der Mitpiraten Platz. Es wird uns klar: Unser geliebtes Nudelmonster hat mehr Anhänger als wir dachten. Jedenfalls viel mehr, als uns lieb ist. Die Brüder machen nämlich einen Höllenlärm, weil das Bier direkt an der Quelle so stark ist.

(Fleißaufgabe: Zähl die karierten Hemden auf diesem Bild. Die erste, richtige Einsendung erhält von mir einen Anstecker „Vulkanbräu“)

Ich zähle im ganzen, Nudligen Gesäß 50 (!) karierte Hemden, manche davon so kleinkariert, dass mich die relative Spaßbefreiung unserer Mitpiraten gar nicht mehr so wundert. Durch meine Zählung falle ich den anderen Pilgern kräftig auf den Wecker. Ich zähle aber dennoch weiter. Ich schätze grob, jeder vierte, männliche Pirat ist in diesen Hallen kariert unterwegs. Das kann kein Zufall sein! Ich setze daher karierte Hemden auf die Liste meiner Devotionalien-Artikel, die ich in Hinkunft zur Lobpreisung der Allerhöchsten, Nudligen Göttlichkeit zu tragen gedenke.

Hier in der Brauerei entdecke ich, dass den Schergen unseres geliebten FSM die Reinlichkeit ein höchstes Anliegen ist, denn sonst hätten sie nicht eine altertümliche Fass-Wasch-Straße ausgestellt und uns in deren Nähe platziert (!!! Zeichen !!!)

…. daher beschließe ich, mich bei nächstbester Gelegenheit mit dem Flotten Pomodoro zu versöhnen. Als das festliche Besäufnis sich dem Höhepunkt nähert, zieht es uns in die Ferne. Wir wollen unser Gehör noch nicht so jung verlieren. Draußen regnets und unsere Stimmung ist am Tiefpunkt.

Eine merkwürdig schroffe Dame (will unsere Golddukaten und schnauzt uns dennoch an?) bietet uns Unterschlupf. Die anderen zögern, ihre Pasta zu probieren, doch ich entschließe mich – todesmutig – mein Versöhnungsgelöbnis wahr werden zu lassen: Zuppa di Pomodoro, köstlich!

Auch die anderen Pilger kommen überein: Diese Dame muss in Wahrheit eine Piratenbraut sein, denn sie trägt ihr Haar pechschwarz und versteht was von Nudeln. Fakt: Nirgendwo unterm Biervulkan gibt es bessere Nudeln als im Deutschen Haus in Mendig. Auch wenn sie sich nicht zu erkennen gibt, sehe ich klar: Es ist ein Höheres Zeichen unseres Monsters, uns in diese gute Stube zu leiten. Und den Flotten Pomodoro habe ich (hoffentlich!) mit dieser Opfergabe milde gestimmt.

Nach so vielen Abenteuern sind wir geschafft. Wir wollen nur noch….

Dennoch wissen wir: Unsere Verbindung zu unserer Wohlwollenden, Allanhängsligen Gottheit ist gestärkt, der Bund erneuert, und wir haben ein großes Wunder vollbracht: Wir haben den Biervulkan erklommen und einen winzigen Blinzler ins Paradies getan.

Vulkan Mendig (c) Lavadome, Mendig

Alle anderen Fotos und deren Bearbeitung: (c) Pastafari.at

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