Warum die Theologie einen Platz an den öffentlich finanzierten Universitäten verdient

Ramen, meine liebe Gemeinde, meine Horrde plündernder Piratinnen und Piraten!

Ich muss heute mal wirklich zu Euch predigen. Recht saftig predigen. Wie Ihr, liebe gläubige Mitschwestern, -brüder und -*e sicher leidlich jeden Tag in der Welt da draussen erfahren müsst, regen sich tagtäglich ohne Unterlass die Mitglieder einer kleinen, aber lauten Minderheit von sogenannten selbsternannten Atheist*innen darüber auf, dass wir unsere Nudelige Theologie an Fakultäten öffentlicher Universitäten lehren und erlernen (ahäm … wollen). Es gäbe gar kein Nudelmonster und man könne es folglich auch gar nicht erforschen, skandieren sie ohne Unterlass. Es wirrd ihnen nicht langweilig dabei, scheint es. So sagen sie gerne, diese selbsternannten Atheist*innen:

Etwas, das ohne Nachweis behauptet werden kann,
kann auch ohne Nachweis verworfen werden.
(Hitchens’s razor)

Pah! Mit einem einzigen Satz wollen sie die ganze Welt erklären, wie lächerlich har har har. Oder das:

In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer;
und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.
(Victor Hugo)

Was für eine Frrechheit!?!!?

Doch was ist das Studium der pastafarianischen Theologie eigentlich wirklich? Um ehrlich zu sein, jene Atheisterln wissen ja oft gar nicht, was sie da eigentlich kritisieren wollen. Lasset uns das Licht der Aufklärung in die dunkle Welt des Unglaubens bringen!

Das Schwierige beim Umgang mit den übernatürlichen Wesen ist es, immer genau das zu erraten, was sie von einem wollen. Seit vielen Jahrhunderten versuchen unsere christlichen Kolleg*innen, dieses Erraten an Universitäten durchzuführen. Es hat sich etabliert, die Wissenschaft der Theologie (griech. theós ‚FSM‘; logos ‚Lehre‘, ‚Rede‘, ‚Wort‘) sogar mit eigenen Fakultäten zu versorgen. Wir Theolog*innen versuchen also, über das, worüber kein Mensch etwas weiß, etwas zu sagen. Mehr noch, wir erfinden über das, worüber jede*r alles Mögliche erfinden kann, auch etwas. Wir reden viel über das, was man nicht wissen kann, und finden Fragen zu der Antwort, die wir bereits in unserem Herzen tragen: „Das Nudelige Monster war es!“

Doch kommen wir zum spirituellen Lehrplan der wissenschaftlichen Theologie, welche an unseren Universitäten gelehrt … wird … werden sollte:

Im ersten Lehrjahr muss der/die Matros*in sich durch eine Vielzahl von lebenden Weltsprachen kämpfen. Zuerst muss man all jene Sprachen, Dialekte und Soziolekte erlernen, welche in der Karibik vorkamen und vorkommen; welche auf Schiffen üblich sind. Danach wird man an die geschichtliche Tatsache herangeführt, dass wir Pirat*innen alle Sprachen der Welt vermischt und so viele neue Sprachen erschaffen haben. Über die Jahrhunderte unseres Goldenen Zeitalters, welches aufgrund des Temperaturumschwunges zu einem Ende kam, hat sich ein Schatz an Worten und Fachbegriffen angehäuft, der in allen Gesellschaften, auch in eher trockenen Gebieten, Anwendung findet. So ist der*die Theolog*in fähig, sich weltweit verständlich zu machen, Grog zu bestellen, Mädls und Kerle anzubaggern und, wenn nötig, auch orrdentlich zu schimpfen, ihr reudigen, verkaterten Plankenschrubber*innen! Zusätzlich beginnt der*die Adept*in im ersten Jahr im Trockendock das allerheiligste Buch, das Evangelium nach Bobby (Bier und Nudeln seien mit Ihm, jederzeit, überall, so wie in allen Paralleluniversen also auch hier), zu lesen. Mit dem Herzen zu lesen!

Im zweiten Jahr auf dem Wege zum*zur Plünderer*in wird gelehrt, dass unser Evangelium keinesfalls nur Mythologie ist, sondern im Einklang mit den physikalischen Schöpfungserzählungen schwingt. Parallel dazu wird die rechte Methodik für das Gebet gelehrt. Danach folgt ein Grundkurs in Bekleidungstechnik und Küchenutensilistik. Im dritten und letzten Jahr wird gelehrt, was man als Religionslehrer*in in einem modernen mitteleuropäischen Staate so brauchen kann: Ethik, Wissenschaftstheorie, kritisches Denken, Skeptizismus, Humanismus, Knoten, Morsen und das Spinnen von Seemänn*innengarn. Als Zusatzausbildung kann ein Kochkurs belegt werden.

Das Ziel unserer Theologie ist aber nicht, wie viele dahergelaufene Atheist*innen so glauben (har har har, Atheisten glauben, har har har), zu beweisen, ob es unser Nudeliges Monster überhaupt gibt oder auch nicht, sondern zu erforschen wie und warum man glaubt. Wir wollen den Glauben an sich erforschen, das ist das höchste Ziel!

Wir sind auch offen für alternative Lehrinhalte. Es spricht nichts dagegen, neue Gött*innen dazuzuerfinden. Wir können theologische Ergebnisse erzeugen, die erklären, wie Zeus seine Blitze schleudert. Hat man schon beobachtet, wie Odin auf seinem achtbeinigen Pferd daherreitet? Das wichtigste irre Ergebnis mancher christlicher Theologien ist die Dreifaltigkeit; damit haben wir aber überhaupt kein Problem: Nudel, Sosse, Fleisch. Oder Bier, Wein, Grog. Oder Eat, prey, love. Oder Säbel, Kanonenkugel und wasweissderKlabautermann. Oder seine Frau. Wir Nudeligen Theolog*innen könnten aber auch erklären, wie und warum Jesus seine Haut gebleicht, sein Haar blond gefärbt und sich blaue Kontaktlinsen ausgesucht hat, bevor er nach Europa kam. Auch die sanfte Theologie der Milchzuckerkügelchen können wir erweitern. Gerade in Zeiten der Pandemie sind weitere alternative Heilmittel ein Segen für alle!

Es haben sich bereits konkurrierende Sekten einiger althergebrachten Großreligionen und Homöopathiesekten parallel in die Universitäten eingenistet, ohne einen Konsens erzeugt zu haben bzw. erzeugen zu wollen. Sie konkurrieren in ihrem methodischen Unwissen und freuen sich, dass der Steuerzahler unterstützend eingreift. Da wollen auch wir Pirat*innen mitspielen! Her mit Eurem Geld, Steuerzahler und -rinnen! Rüba mi’m Sülba!

MfG und RAmen,

Pater Michael
Theologe, Hochwürden, Seelensorger und Fachmann für eh alles.

WSW19: Was macht man eigentlich, wenn man Theologie studiert?

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Bruder Stellinus
Bruder Stellinus
2 Jahre zuvor

Warum nur eine Fakultät fordern? Gleich eine ganze Universität (eine Monster-Universität) soll der Steuerzahler für uns einrichten!
RAmen

Bonafide
Bonafide
2 Jahre zuvor

Ramen

Dr. Andreas Gradert
Dr. Andreas Gradert
2 Jahre zuvor

Ich möchte mich als Studiengangsleiter bewerben, ich kenne den Feind nahezu perfekt!

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